Das Trift-Manifest

Manifest

1. Die Trift ist eine kostbare Perle

Die Trift ist eine grossartige, praktisch unberührte und einmalige Gebirgs- und Gewässerland­schaft, ein rares und zunehmend kostbares Gut. Sie umfasst wild schäumende Bachläufe, Schluchten, artenreiche Alpwiesen, schroffe Felsen, Wald, einen natürlichen See und ein frisches, dynamisches Gletschervorfeld. Sie ist den unmittelbar angrenzenden BLN-Gebieten ebenbürtig und bildet mit ihnen zusammen eine ungeschmä­lert zu erhaltende Hochgebirgslandschaft. Das Amt für Wasser und Abfall des Kantons Bern beurteilt in einem Fachbericht das Triftwasser als von «hohem Naturwert». Selbst der Umwelt­verträglichkeitsbericht des Trift-Projekts bezeichnet das betroffene Gebiet in vielerlei Hinsicht als einzigartig, schützens- und erhaltenswert.

2. Energiewende und Klimaschutz gehen Hand in Hand mit Natur- und Landschaftsschutz

Die Energiewende ist notwendig, weil die Schweiz aus den fossilen Energien und aus der Atomenergie aussteigen will. Für die Deckung unseres zukünftigen Energiebedarfs brauchen wir aber keine neuen Stauseen, auch in der Trift nicht. Es gibt genügend alternative Möglichkeiten für eine kostengünstige, umwelt- und klimafreundliche Energieproduktion und -verwendung. Der sinnlosen Energieverschwendung muss ein Riegel geschoben, Stromfresser wie Elektroheizungen müssen verboten werden. Das Sparpotenzial ist mit einer intelligenten Steuerung des Konsums sehr gross. Im Bereich der Photovoltaik hat die Schweiz ein enormes Aus­baupotenzial.

3. Wasserkraft ist in der Schweiz zu sehr grossen Teilen genutzt

Wasserkraft leistet einen wichtigen Beitrag zur Energieversorgung. Die Kehrseite davon ist, dass intakte Gewässerbiotope ein rares Gut geworden sind. In der Schweiz gelten 95 Prozent der nutzbaren Gewässer als beeinträchtigt. Die wenigen verbliebenen Bäche und Flüsse, unberührten Täler und Gletschergebiete müssen erhalten bleiben. 

4. Umweltverträgliche Alternativen zum Trift-Projekt

Es ist unsinnig, eine unberührte Berglandschaft zu zerstören, obwohl es sinnvolle umweltverträgliche Alternativen der Energieerzeugung gibt. Zuerst müssen zukunftsgerichtete Energiesparmassnahmen umgesetzt und alle weniger landschaftsbelastenden Produktionsmöglichkeiten ausgeschöpft werden. 

5. Das Trift-Projekt ist ökonomisch unsinnig

Photovoltaik wird immer günstiger. Mit dem Investitionsvolumen des Trift-Projekts lässt sich mittels neuer Photovoltaik-Anlagen doppelt so viel Strom erzeugen. Diese sollten in erster Linie auf Dach­flächen und Fassaden von Wohn- und Gewerbebauten, entlang von Autobahnen und Bahnli­nien erstellt werden. Die Energiepolitik und der Strommarkt müssen grundsätzlich reformiert werden, damit sich die kostengünstige Photovoltaik endlich durchsetzen kann.

6. Der Beitrag des Trift-Projekts an die Energieversorgung ist unerheblich

Das Kraftwerk Trift würde mit einer zusätzlichen Jahresproduktion von 145 GWh nur gerade 0,21 Prozent der gesamten Stromproduktion der Schweiz (2019: ca. 68 000 GWh) abdecken. Mit Photovoltaik kann diese Energiemenge problemlos erzeugt werden. Bezüglich Speichermöglichkeiten für Energie sind grosse technologische Entwicklungen im Gang (Power-to-Gas, neue Batterietechnik). Es wird in 10 bis 20 Jahren bessere (dezentrale) Speichermöglichkeiten geben als Stauseen. 

7. Das Trift-Projekt bringt für die Winter-Stromversorgung zu wenig

Die geplante Umlagerung von 215 GWh vom Sommer- ins Winterhalbjahr durch das Triftprojekt entspricht nur 0,6% des Landesverbrauchs im Winterhalbjahr (2018/19: 33 832 GWh). Allein zum Ersatz des aktuellen Stromimportes wären 25 Triftanlagen notwendig. Für den Ersatz des in den nächsten Jahrzehnten wegfallenden Atomstromes wären weitere 65 Triftspeicherseen notwendig.